Aufgenommen 2006, 2007 und 2011
Die Neue Wache in Berlin war 1816-18 der erste Auftrag Wilhelms III. an Schinkel. Nach dem Sieg über Napoleon wünschte sich der König ein Freiheitsdenkmal. Wegen Geldmangel entschied man sich für einen Bau, der den Staat repräsentieren kann und andererseits eine nützliche Funktion inne hat. In der Wache sollte die 100 Mann starke "Königliche Garde" untergebracht werden. So wurde ganz im Gegensatz zur äußeren Repräsentation mit dorischem Portikus und Sandsteinfassade das Innere praktisch, in Unterkünfte, Wachstube und Arrestzelle unterteilt. Die Seitenwände sind aus Ziegelmauerwerk und hatten große Fensteröffnungen. Nach dem Ende des deutschen Kaiserreiches wurde die Wache funktionslos und stand bis 1929 leer. Auf Vorschlag des damaligen Ministerpräsidenten Otto Braun sollte die Wache zu einem Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges umgebaut werden. Dazu wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den schließlich Heinrich Tessenow gewann. Da nur das Innere für die Umgestaltung freigegeben war, ließ Tessenow das gesamte Gebäude entkernen und richtete einen einzigen großen Raum als "Grabkammer" ein. In der Mitte, unter einer runden Öffnung im Dach, stellte er einen Basaltquader als "Altar" mit der Inschrift 1914-1918 auf und ließ die Wände mit Platten aus Muschelkalk verblenden. Im 2. Weltkrieg wurde die Wache schwer beschädigt, wobei der Innenraum ausbrannte und Teile der Decke einstürzten. Der Basaltquader war an den Ecken angeschmolzen, wurde aber nach der ersten Instandsetzung weiterverwendet. 1956 wurde die Wache unter Leitung von Hans Mehlan wieder aufgebaut. Der Innenraum wurde weitgehend in den Vorkriegszustand wieder hergestellt. In einem neuen Schriftzug wurde nun den "Opfern von Militarismus und Gewaltherrschaft" gedacht. Zum 20. Jahrestag der DDR wurde die Wache erneut, diesmal durch Lothar Kwasnitza, umgestaltet, um einen würdigen Rahmen für das Staatsprotokoll zu schaffen. Der Raum wurde an Wänden und Fußboden mit neuen Materialien ausgestattet. Der Basaltblock wurde durch einen Block aus Jenaer Glas ersetzt, in dem eine ewige Flamme brannte und die Rundöffnung in der Decke wurde mit einer Glasfiberkuppel geschlossen. Vor dem Glasblock wurden zwei Urnengräber eingelassen mit der Asche eines unbekannten Soldaten und eines unbekannten Wiederstandskämpfers. An der Wand hinter dem Glasblock prangte das Emblem der DDR. Nach dem Niedergang der DDR wurde die Neue Wache auf Initiative von Helmut Kohl in ein Mahnmal für die "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" umgewandelt. Dazu wurde der Raum nach Fassung von Heinrich Tessenow wiederhergestellt und die Glaskuppel über dem Oberlicht entfernt. An Stelle des Glasblocks steht heute eine vergrößerte Skulptur von Käthe Kollwitz: "Mutter mit totem Sohn".
(Quelle: Johannes Cramer; Ulrike Laible und Hans-Dieter Nägelke: Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band1)