Aufgenommen im August 2009
Friedrich Wilhelm III. ging 1841 eine morganatische Ehe (nicht standesgemäß) mit Auguste Gräfin von Harrach, der späteren Gräfin von Liegnitz, ein. Schinkel wurde beauftragt, für das neu vermählte Paar ein Sommerhaus im Charlottenburger Schlosspark zu errichten. Der König wünschte sich ausdrücklich einen Bau, der ihn an seinen Aufenthalt in der Villa Reale del Chiatamone S. Lucia in Neapel erinnert. Nach Beschreibungen und Skizzen des Königs entwarf Schinkel einen fast quadratischen, zweigeschossigen Bau mit umlaufendem Balkon. Im Obergeschoss befinden sich auf allen vier Seiten Loggia, wobei die Loggia an den längeren Seitenflächen etwas größer sind und zusätzlich zwei Säulen enthalten. Das flache Zeltdach ist hinter einer Attika verborgen. Der Grundriss der Innenräume ist rasterhaft angeordnet. Die Treppe liegt Zentral und wird durch ein Oberlicht beleuchtet. Nach dem Tod des Königs 1840 bleibt das Gebäude lange Zeit ungenutzt. 1906 wurde das Inventar entfernt und für einen Teil der Hofbibliothek hergerichtet, die bis 1922 hier eingerichtet war. Zu den Olympischen Spielen wird der Pavillon, zusammen mit dem Charlottenburger Schloss, umfassend restauriert. Anhand alter Inventarbücher und Ansichten konnte originales Inventar zurückgeholt werden und fehlende Stücke nach alten Plänen neu angefertigt werden. In der Nacht zum 23. November 1943 wurde der Pavillon (wie das Schloss) von Bomben schwer getroffen, so das dass Gebäude bis auf die Außenmauern ausbrannte. 1959/60 wurde der Pavillon nach Schinkels Originalplänen wiederhergestellt. Die Rekonstruktion der Innenräume zog sich bis 1971 hin, wobei gesagt werden muss, das nicht alle Teile der Innenausstattung und der Wandmalereien wiederhergestellt werden konnten. Heute ist hier ein Museum mit den Meisterwerken der Schinkelzeit eingerichtet. In den teilweise rekonstruierten Räumen sind Gemälde der Romantik von Schinkel, Carl Blechen, Eduard Gaertner u.a. sowie Glas, Porzellan und Eisenkunstguss ausgestellt.
(Quelle: Johannes Cramer; Ulrike Laible und Hans-Dieter Nägelke: Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band1)