Historische Ansichtskarten
Erste urkundliche Erwähnungen der Kirche St. Marien in Frankfurt/Oder gibt es seit 1300. Allerdings wird angenommen, das der Bau bereits um 1253 begonnen wurde. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche durch ständige An- und Umbauten erweitert. Bis 1810 war die parochiale Zugehörigkeit der Gläubigen zu einer Kirche nicht geregelt. So kam es das ab etwa 1750 die Kirchen in der Frankfurter Unterstadt mehr und mehr Zulauf erhielten und die Marienkirche in der Oberstadt zu veröden begann. Im Jahre 1825 forderten Frankfurter Bürger eine umfassende Instandsetzung der Kirche. Doch erst als am 15. Mai 1826 der Südturm einstürzte und herunter stürzende Massen das Langhaus beschädigten, wurden Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen in Angriff genommen. Schinkel wurde um Mithilfe beim Wiederaufbau gebeten. Wenige Tage später reiste er persönlich nach Frankfurt und untersuchte die Schäden an der Marienkirche. Er legte einen 20-seitigen Bericht zur Sicherung und zum Wiederaufbau vor. Der eingestürzte Südturm wurde bis auf das unterste Geschoss abgetragen und mit einem Notdach versehen. Der Nordturm wurde durch Einziehung von Eisenankern und Aufmauerung von pfeilerartigem Mauerwerk stabilisiert. Nach Angaben Schinkels wurde der Innenraum neugotisch überformt. Die Säulen erhielten Stuckkapitelle und die Wände wurden mit Spitzbogenfriesen, ebenfalls aus Stuck, ausgeschmückt. Die Emporen wurden entfernt, ebenso das Gestühl, welches durch neues ersetzt wurde. Auch wurde eine neue Orgel nach Schinkels Angaben eingebaut. Bei der Begutachtung der Schäden an der Marienkirche fielen Schinkel die mittelalterlichen Glasfenster auf (1360-70). Er ließ diese restaurieren und in den drei zentralen Chorfenstern einbauen. Das linke Fenster erzählt die Schöpfungsgeschichte, das mittlere die Passion Christi und das rechte Fenster enthält den Antichristzyklus. Die restlichen Fenster des Chores wurden nach Schinkels eigenen Entwürfen gestaltet. Sie enthielten Rosetten- und Rautenmuster mit gelben Sternen und wurden im 2. Weltkrieg, wie auch fast die gesamte Kirche, zerstört. mehr.. Die drei mittelalterlichen Fenster wurden 1941 zum Schutz vor Zerstörung ausgebaut und nach Berlin ausgelagert. Von dort wurden sie von der Roten Armee als Beutekunst nach Leningrad gebracht. Die Frankfurter "Bilderbibel" galt lange Zeit als verschollen. 1991 wurde sie in der St. Petersburger Eremitage wiederentdeckt und konnte 2002 nach langen Verhandlungen an Deutschland zurückgegeben werden. Nach einer umfangreichen Restauration sind die drei Fenster seit 2007 im wiederaufgebauten Chor zu bewundern.
(Quelle: Hrsg: Ralf-Rüdiger Targiel, die Marienkirche zu Frankfurt/Oder 2005)