Aufgenommen im April 2014

In einem Tal des Glatzer Berglandes (Ziemia Kłodzka) liegt der kleine Ort Voigtsdorf (Wójtowice). Die Grafschaft Glatz gehörte bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges zu Österreich und musste als Folge der Friedensverhandlungen auf Schloss Hubertusburg in Sachsen im Jahre 1763 an Preußen abgetreten werden. 1818 wurde die Grafschaft nach Schlesien eingegliedert.
Voigtsdorf besaß schon seit Mitte des 16. Jh. eine hölzerne Kirche. Anfang des 19. Jh. war sie jedoch so Baufällig, das man einen Neubau plante. In der Berliner Oberbaudeputation (OBD) wurden gleich zwei Entwürfe von örtlichen Baubeamten eingereicht. Diese wurden im Januar 1812 von Schinkel bearbeitet und abgelehnt. Statt dessen erstellte er einen Gegenentwurf und hegte im Begleitschreiben die Hoffnung, das der Kirchenbau als Mustergebäude viel Nachahmung in Schlesien erfahre.
Obwohl die örtliche Regierung wegen der Mehrkosten den Entwurf ablehnte und darauf hinwies, das die Abgelegenheit des Dorfes nicht förderlich zur Verbreitung einer besseren Baukunst sei, bestand die Berliner Baubehörde auf ihren Entwurf und bestimmte ihn zur Ausführung.
Da aber die Patronatspflicht nicht zweifelsfrei geklärt war und Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde um die Lage des Bauplatzes entbrannten, verzögerte sich der Baubeginn erheblich. Erst am 27. Mai 1823 war Grundsteinlegung.
Die Kirche ist eine Basilika auf rechteckigem Grundriß. Der Turm ist an der westlichen Schmalseite in das Kirchenschiff eingestellt und ist mit einem achteckigem Spitzhelm bedeckt. Der Chor ist geostet und wird durch je ein großes Rundfenster von drei Seiten beleuchtet. Die Fenster und die Schallöffnungen im Turm sind rundbogig geschlossen. Die Leibungen der Fenster und Türen sind mehrfach abgestuft.
Äußerlich ist die Kirche nach dem Entwurf der OBD errichtet worden. Im Inneren wurden dagegen eigenmächtige Änderungen vorgenommen. So wurden z.B. die Bögen über den Pfeilerstellungen nicht ausgeführt.

(Quelle: Günther Grundmann: Schinkel Lebenswerk, Band Schlesien)