Tuchel ist heute eine Gemeinde mit 20000 Einwohnern und liegt etwa 50km nördlich von Bromberg (Bydgoszcz). Die hiesige evangelische Kirche wurde 1834-37 nach einem Korrekturentwurf nach Schinkels Angaben errichtet.
Die ständig wachsende evangelische Gemeinde, die kein eigenes Gotteshaus besaß, konnte für ihre Gottesdienste den Rathaussaal nutzen. Als gegen 1824 der Rathaussaal für die Gemeinde zu klein wurde, wandte sie sich an König Friedrich Wilhelm III. mit der Bitte, Abhilfe zu schaffen. Ein erster Entwurf sah vor, auf den Grundmauern des ehemaligen Ordensschlosses einen Neubau zu errichten. Da dieser Entwurf von der Regierung in Marienburg (Malbork) wegen Unzweckmäßigkeit abgelehnt wurde, erhielt im Februar 1826 Baukondukteur Pohl den Auftrag, einen Kirchenbauplan zu entwerfen. Er entwarf zwei Pläne, im gotischen und klassizistischen Stil. Da aber in den Akten der Berliner Oberbaudeputation (OBD) nur der Name von Baukondukteur Schmidt aufgeführt wird, ist anzunehmen, das Pohls Entwürfe von Schmidt noch einmal überarbeitet wurden, bevor diese bei der OBD zur Revision vorgelegt wurden. Dieser Entwurf wurde von Schinkel zur Ausführung genehmigt. Der Bau sollte 12 115 Reichstaler kosten. Der König bewilligte 3000 Taler Unterstützung. Da sich die Gemeinde aber eine Unterstützung von 5000 Talern erhoffte, musste der Plan vereinfacht werden um Kosten zu sparen. Durch weglassen von Turm und Orgel sollte eine Bausumme von 8070 Taler erreicht werden. Diese reduzierten Pläne begutachtete Schinkel am 1. April 1830 und nahm dazu in einem Gutachten mit beigefügter Zeichnung Stellung. Durch kleine aber entscheidene Korrekturen erhöhte er entscheidend die Qualität des auszuführenden Baus. Er machte z.B. für den Innenraum konstruktive Angaben zur Lagerung der Deckenbalken, womit eine Erhöhung des Innenraums erreicht wurde. Auch zur Konstruktion der Säulen und Emporen äußerte er sich. Da die Kirchenfenster insgesammt zu tief angesetzt waren, bestimmte er, das sie um 4 Fuß höher angeordnet werden. Der Innenraum wird so auf einfache Weise besser ausgeleuchtet.
Nach etwa 3 jähriger Bauzeit unter der Leitung von Landbaumeister Salzmann konnte die Kirche am 1. Januar 1838 geweiht werden.
Der Turm wurde erst später, etwa 1890 errichtet.
Nach dem 2. Weltkrieg diente der Bau zunächst als Turnhalle. Ab 1968 nutzte die Agrargenossenschaft die Kirche als Getreidesilo. Der Turm wurde abgerissen, Fenster und Türen wurden vermauert, eine Laderampe errichtet und im Inneren eine Zwischendecke eingezogen.
1994 konnte das Gebäude durch die neu gegründete Pfarrei St. Jakobus erworben werden. In der Folgezeit wurden die baulichen Veränderungen rückgängig gemacht. Der Turm wurde im Jahre 1998 wiedererrichtet. Seitdem kann die Kirche wieder für den Gottesdienst genutzt werden.

(Quelle:Eva Börsch Supan, Schinkel Lebenswerk-Die Provinzen Ost- und Westpreussen und Herzogtum Posen;
http://www.portal.tucholski.pl/4-bory-tucholskie-kosciol-w-tucholi-parafia-swietego-jakuba-apostola)