Aufgenommen im Aptil 2014
Etwa 20 Kilometer nordwestlich von Krakau liegt der kleine Ort Kressendorf (Krzeszowice). Hier besaß Graf Artur Potocki ein Gut, das er 1815 nach dem Tod seines Vaters übernahm. Bald fasste er den Entschluss, sich hier ein Landschloss samt zugehöriger Kirche errichten zu lassen. Einen ersten Entwurf ließ er sich von den französischen Architekten Chr. Percier & P.F.L. Fontaine erstellen, der jedoch nicht ausgeführt wurde.
Auf Vermittlung von Graf Raczyński kam er 1822 in Kontakt mit Schinkel. Auch von ihm erbat er sich Pläne für einen Schloss- und Kirchenneubau. Schinkels Entwürfe für das Schloss waren sehr umfangreich. Er veröffentlichte sie später sogar in einem Sonderheft der "Sammlung architektonischer Entwürfe". Doch wiederum wurde der Schlossneubau durch Graf Potocki aufgeschoben und erst ca. 30 Jahre später durch seinen Sohn Adam wieder aufgenommen, der das Landschloss unter Leitung des italienischen Architekten Maria Lanci errichten ließ.
Schinkels Entwurf für die katholische Kirche von Krzeszowice wurde jedoch umgesetzt. Sie wurde in 20-jähriger Bauzeit von 1824-1844 errichtet. Leider hat sich nur eine perspektivische Ansicht vom Kirchenentwurf erhalten. Ein Vergleich mit dem ausgeführten Bau zeigt, das er zumindest Äußerlich getreu dem Schinkelschen Entwurf ausgeführt wurde.
Die Kirche ist ein neugotischer Rechteckbau unter einem flachen Satteldach, das verdeckt wird von einer umlaufenden, spitzbogigen Balustrade. Errichtet wurde sie in Sichtziegelbauweise. Die Hauptfassade besteht aus hochwertigem Sandstein. Drei hohe spitzbogige Öffnungen, über denen sich vier Evangelienfiguren befinden, führen ins Innere. Unter dem flachen Giebel befindet sich eine sehr fein gearbeitete Fensterrosette, die der Orgelempore Licht spendet. Die Giebelspitze wird bekrönt von der Figur des heiligen Michael.
Die Seitenwände sind 4-jochig und erhalten ihre Gliederung durch die nach außen gestellten Strebepfeiler, zwischen denen sich hohe spitzbogige Fenster befinden. Der ausgeführte Bau wurde um ein Joch gekürzt, da Schinkels Entwurfszeichnung 5 Fensterachsen zeigt.
Zwei seitliche Anbauten imitieren ein Querschiff, auf denen sich jeweils ein Turm mit achteckigem Spitzhelm erhebt. Tatsächlich gibt es im Inneren keine Vierung, die ein echtes Querschiff begründen würde. In ihnen sind kleine Seitenkapellen untergebracht. Ein polygonaler 5/8 Chor bildet den Abschluss.
Im Inneren des Langhauses befindet sich ein Spitztonnengewölbe, das durch die Anbringung von Quergurten und Rippen den Anschein eines aufwändigen Kreuzgewölbes erweckt. Die Innenausstattung ist original erhalten. Ob Schinkel auch Entwürfe für Orgelprospekt, Kanzel, Gestühl u.s.w. fertigte, kann auf Grund fehlender Unterlagen nicht belegt werden.
(Quelle: Andreas Bernhard; Gert Streit: Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band2
Günther Grundmann; Schinkel Lebenswerk, Band Schlesien)