Aufgenommen im April 2014

Das Oppelner Rathaus besteht seit dem Mittelalter und setzt sich aus verschiedenen Baugruppen zusammen, die im Laufe der Jahrhunderte an- und umgebaut wurden. Wie in Schlesien üblich, steht es mitten auf dem Marktplatz, dem Ring. Nach zwei verheerenden Bränden (1615 und 1739) wurde es jeweils wieder aufgebaut.
1818 wurde geplant, besonders baufällige Teile des Rathauses abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Der Entwurf stammt von Bauinspektor Friebel, der von Baurat Boethke überarbeitet wurde. Am 12. April 1819 wurde er in der Berliner Oberbaudeputation (OBD) zur Begutachtung eingereicht, wo er schon im Mai 1819 bearbeitet wurde. Im Gutachten der OBD vom 12. Mai 1819 wurden mehrere Abänderungsvorschläge gemacht. Um die Baukosten zu senken wurde unter anderem darauf hingewiesen, das der Saal verkleinert werden müsse und der Bau verkürzt werden solle. Um eine Abänderung des Entwurfes wurde gebeten.
In einem Schreiben vom 15. Juli 1819 lehnte Bürgermeister Augustini die Änderungsvorderungen der OBD ab, da sich zum einen schon zwei Mitglieder der OBD (Eytelwein und Günther) zustimmend geäußert hatten und zum anderen der Bau schon begonnen wurde. Erneut wurden die Pläne in der OBD eingereicht, zusammen mit einem Bericht der bisher ausgeführten Arbeiten und einem Lageplan. Schinkel, der bisher nicht mit diesem Projekt betraut war, übernahm nun persönlich die weitere Bearbeitung des Bauvorhabens. Wie so oft in solchen Situationen, in denen der Bau vor Abschluss der Begutachtertätigkeit der OBD eigenmächtig begonnen wurde, versuchte Schinkel, die Entwürfe auf der Grundlage der willkürlich geschaffenen Tatsachen aus ästhetischer und konstruktiver Sicht anzupassen.
Schinkel arbeitete einen neuen Entwurf aus, in dem er eine neue Fassade entwarf, die mit dem alten Teil des Rathauses in Übereinstimmung gebracht wurde. Im Untergeschoß veranlasste er die nachträgliche Anbringung von Rundbögen, um auch im Äußeren die gemauerten Gewölbe kenntlich zu machen. Diese Rundbögen sollten an der Stirnseite des Gebäudes, wo die Hauptwache untergebracht wurde, in einer kleinen rundbogigen Vorhalle enden. Stattdessen wurden hier korinthische Säulen verwendet, die erst 1826 auf Drängen der OBD entfernt wurden.
Das hohe steile Dach verwarf er und projektierte stattdessen ein flaches, mit Zinkblech gedecktes Dach und umgab es mit einer aus Zinnen bestehenden Attika.
Mit der Fertigstellung des Außenbaus im Oktober 1820 kam die Frage nach der Farbgebung auf. In einem Gutachten favorisierte Schinkel eine Steinfarbe. Nebst einer Farbprobe übersandte er auch die Zusammensetzung und machte Angaben zum Mischungsverhältnis. Auch wies er darauf hin, das auch die alten Rathausteile mit derselben Farbe gestrichen werden müssen.
1863 wurde der barocke Turmhelm entfernt und der Turm nach dem Vorbild des Palazzo Vecchio in Florenz umgebaut. Bei erneuten Umbauarbeiten am Rathaus im Jahr 1934 kam der Turm zum Einsturz, der anschließend jedoch wieder aufgebaut wurde.
Im 2. Weltkrieg wurden die meisten Bürgerhäuser am Ring zerstört, das Rathaus blieb von größeren Beschädigungen verschont.

(Quelle: Günther Grundmann; Schinkel Lebenswerk, Band Schlesien)