In Danzig, das seit dem Wiener Kongress (1815) zum Königreich Preußen gehört, wurde durch die Zusammenlegung zweier Schulen ein Neubau nötig.
Zu diesem Zweck wurde in der Speicherstadt (Lastadie) ein Grundstück erworben.
1829 wurden die nach Berlin gesandten Pläne von der Berliner OBD abgelehnt. Hierzu muss man wissen,
dass öffentliche Bauvorhaben, die eine Bausumme von 500 Talern überstiegen, von der Berliner Oberbaudeputation (OBD) in ökonomischer, funktionaler und ästhetischer Hinsicht begutachtet werden mussten.
Einen neuen Entworf in klassizistischen Formen legte Stadtbaurat Heinrich Wilhelm Zernecke 1834 vor, der einen zweigeschossigen Bau mit 13 Achsen vorsah.
Die Grundsteinlegung fand
im Beisein Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) statt, der im Angesicht der gotischen Danziger Giebelhäuser Bedenken anmeldete: "Danzig zeichne sich, wie überhaupt die Provinz Preußen, durch seine
Rohbauten im gotischen Stile aus, und so müsse das Gymnasium auch behandelt werden".
Schinkel, der sich zum selben Zeitpunkt gerade auf einer Dienstreise durch die Provinzen Posen und Preußen
befand, besichtigte daraufhin am 21. August 1834 die Baustelle und ließ den Bau stoppen, um später in Berlin einen Gegenentwurf auszuarbeiten. Dieser lag schon im
September vor, so dass der Bau unverzüglich nach den neuen Plänen fortgesetzt werden konnte.
Die Fassade ist durch rundbögige Blendnieschen gegliedert, in denen die Fenster eingelassen sind.
Dieses Motiv hat er 1826/27 schon einmal beim Leuchtturm auf dem Kap Arkona und später noch einmal beim Bau von Schloss Kamenz in Schlesien verwendet.
Das nach innen geneigte Dach wurde
durch eine vorgetäuschte 3. Etage mit fialartigen Türmchen verdeckt.
Dieses Geschoss wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem vollwertigem Stockwerk ausgebaut, dann aber ein flaches
Satteldach erhielt. Außerdem erhielt das Gebäude eine Erweiterung durch einen dreiachsigen, verputzten Anbau.
Zuletzt beherbergte das ehemalige Gymnasium das Technikum für Lebensmittelindustrie.
Bei meinem Besuch im August 2016 fand ich das Gebäude verlassen vor. Es bleibt zu hoffen, das es nicht dem Verfall preisgegeben wird.
(Quelle:Eva Börsch Supan, Schinkel Lebenswerk-Die Provinzen Ost- und Westpreussen und Herzogtum Posen)