Ratibor ist eine Stadt im Schlesischen Tiefland und liegt direkt an der oberen Oder. Seit 1742 ist die Stadt Preußen zugehörig, da nach dem Ersten Schlesischen Krieg große Teile Schlesiens an Preußen fielen.
Nach der Neuordnung der Schlesischen Gebiete im Jahr 1816 wurde Ratibor dem Regierungsbezirk Oppeln zugeordnet und gleichzeitig Verwaltungssitz des neu gegründeten Landkreises Ratibor.
Somit wurde der Bau mehrerer Verwaltungsbauten notwendig. Mit der Ausarbeitung eines Entwurfes zur Neuerrichtung des Oberlandesgerichts wurde 1822 der Oppelner Regierungs- und Baurat Krause beauftragt, der auch für die Auswahl des Bauplatzes zuständig war. Die Kosten des Baus durften 40 000 Taler nicht überschreiten.
Der Entwurf zeigte ein dreigeschossiges klassizistisches Gebäude mit 15 Fensterachsen, dessen Untergeschoß einen großen Sockel für die beiden Obergeschosse bildet. An Vorder- und Rückseite war je ein Mittelrisalit vorgesehen. Auch an den Schmalseiten waren Vorsprünge vorgesehen.
Die ausgearbeiteten Pläne wurden in der Berliner Oberbaudeputation von Schinkel am 15. April 1823 bearbeitet. Er fertigte einen Gegenentwurf an, der zwar nur geringe, aber doch bedeutende Korrekturen in Bezug auf den Plan Krauses zeigt.
An der Hauptfront wurde der Mittelrisalit um eine Fensterachse erweitert, dagegen wurden die Vorsprünge an den Seiten und der Rückfront weggelassen. Lediglich die Seitenenden erhielten Eckpilaster. Auch zu den drei Haupteingangstüren, deren Zutritt über die Rampe erfolgt, machte er Angaben zur Ausführung.
Im Inneren änderte er die Raumordnung, damit "...mehr Regelmäßigkeit gewonnen wird,..". Durch die Vereinheitlichung verschiedener Fenstertiefen erreichte er mehr Symmetrie der Fensterteilung.
Bei der Bauausführung hielt man sich streng an Schinkels Entwurf. Bis heute sind kaum bauliche Veränderungen vorgenommen worden. Das Gebäude dient heute noch als Bezirksgericht und ist Sitz der Staatsanwaltschaft.

(Quelle: Andreas Bernhard; Gert Streit: Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band2
Günther Grundmann: Schinkel Lebenswerk, Band Schlesien)