Aufgenommen im August 2012

Der Bauherr von Schloss Owinsk war Sigismund Otto von Treskow (1756-1825). Die Herkunft der Familie liegt im mittelalterlichen Treskow, das heute ein Ortsteil von Neuruppin, dem Geburtsort Schinkels, ist. Im Havelland besaß die Familie mehrere Güter, die jedoch wegen Geldmangels alle verloren gingen. Auch das Gut Milow, auf dem er geboren wurde, wurde zwangsversteigert. Nach einer Kaufmannslehre in Bernburg führte ihn sein Weg über mehrere Stationen schließlich gegen 1780 nach Berlin, wo er zunächst als Buchhalter und später als Kaufmann tätig wurde. 1784 heiratete er die vermögende Tochter eines französischen Brauereibesitzers. In der folgenden Zeit entwickelte er sich zum Großkaufmann und stattete sogar die französische Armee und die amerikanische Revolutionsarmee mit Uniformstoffen u.s.w. aus. Nachdem Treskow 1797 in den Adelsstand erhoben worden war, erhielt er vom König die Güter des Owinsker Klosters als Dotation (Belohnung für besondere Dienste) übertragen. Treskow erwog mehrere Neubauten und ein "Palais" errichten zu lassen und bat David Gilly um Rat und die Entsendung eines fähigen Architekten. Nachdem zunächst Ernst Konrad Peterson die frühen Bauarbeiten leitete, übernahmen später Louis Catel und Karl Friedrich Schinkel die Bauaufgaben. Alle drei Architekten erlernten unter David Gilly das Bauwesen an der Berliner Bauakademie und waren persönlich miteinander bekannt. Es ist anzunehmen, das Catel und Schinkel von Anfang an mit diesem Projekt vertraut waren und schon früh eigene Ideen und Entwürfe einbrachten. Während Schinkels Italienreise hatte Catel die Bauaufsicht inne. Ein früher Entwurf sah ein zur Straßenseite hin, 7-achsiges zweigeschossiges Gebäude ohne Mittelrisalit und Portikus vor. Nach der Rückkehr Schinkels aus Italien im Jahr 1805 übernahm er, jetzt zusammen mit Catel, die Aufsicht über die Bauarbeiten in Owinsk. Wahrscheinlich wurden zu diesem Zeitpunkt die Ausführungspläne erweitert. Der Bau wurde um 8 Achsen und zwei eingeschossige, seitliche Anbauten erweitert und erhielt einen Mittelrisalit mit Portikus. Dieser weist große Ähnlichkeit auf mit dem, von Schinkel umgebauten Schloss in Bukow. Das Schloss ist ein verputzter Rechteckbau unter einem Walmdach. Der Sockel besteht aus Feldstein und ist im Hauptgebäude von kreisrunden Bullaugenfenstern durchbrochen. Dieses Motiv hat Schinkel schon einmal 1801, bei der Errichtung einer Feldsteinscheune im brandenburgischen Haselberg verwendet. Im Sockel der seitlichen Anbauten befinden sich rechteckige Fenster. Der Mittelrisalit mit dem Portikus sind an der Straßenseite und an der rückwärtigen Parkseite fast identisch. Nur befindet sich an der Rückseite statt des Balkons eine überdachte Terrasse. Im Inneren befindet sich hinter dem Balkon der große Festsaal. Dieser Saal wurde maßgeblich durch Louis Catel ausgestaltet. Doch auch Schinkel lieferte viele Entwürfe zur farblichen Ausgestaltung der Räumlichkeiten. So erinnert die Bemalung der Decke in der Rotunde an den berühmten Teesalon im Berliner Stadtschloss. Die weitläufige Parkanlage wurde von Schinkel und Peter Joseph Lenne entworfen. Dabei wurden alte Parkanlagen des Klosters integriert und neue Sichtachsen geschaffen (z.B. über die Warthe hinweg nach Radojewo, das ebenfalls der Familie von Treskow gehörte). Schinkel entwarf einige Parkbauten, von denen aber wohl nur die beiden Torhäuschen an der Zufahrt zum Schloss realisiert wurden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schloss bis in die 1990er Jahre als Schule genutzt. 1981 wurde anlässlich des 200. Geburtstages Schinkels das Schloss renoviert. Der Verfall begann erst, als es 1992 an private Investoren veräußert wurde. Nutzungspläne wurden nicht umgesetzt, so das der nicht gesicherte Bau dem Vandalismus preisgegeben wurde. Um weiteren Zerstörungen Einhalt zu bieten, kaufte die Gemeinde das Schloss Owinsk zurück und sicherte es vor weiterem Verfall. Es ist zu wünschen, das der Bau bald einer nachhaltigen Nutzung zugeführt werden kann, um dieses bedeutende Kleinod aus dem Frühwerk Schinkels zu erhalten und mit Leben zu füllen.

(Quelle: Andreas Bernhard; Gert Streit: Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band2;
Rüdiger von Treskow: Gilly Schinkel Catel - Das Landschloss Owinsk bei Posen)