Aufgenommen im Juli 2011

Die Festung Kolberg wurde 1807 durch napoleonische Truppen belagert. Unter der Führung von Gneisenau, Schill und Nettelbeck gelang die erfolgreiche Verteidigung der Stadt. Durch Artilleriebeschuss wurde Kolberg stark zerstört, so auch das mittelalterliche Rathaus. Erst ab 1826 konnten Pläne für einen Wiederaufbau in Angriff genommen werden, nachdem der Bürgermeister eine Bittschrift an den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) übergab. Dieser bat Schinkel um Entwürfe für den Wiederaufbau und bewilligte 20 000 Taler für die Ausführung nach dem Schinkelschen Plan. Das alte Rathaus war ein Rechteckbau mit einem westlichen Schmuckgiebel und einem schlanken, dem Dach aufgesetzten, Hauptturm. Für den Wiederaufbau konnten die Fundamente wiederverwendet werden. Auch Teile der erhaltenen nördlichen Fassade wurden durch Schinkel in den Neubau integriert. Nach Süden fügte er dem Bau zwei Gebäudeflügel und einen mittigen Turm an, so das ein etwas erhöhter Ehrenhof entstand, der durch eine Freitreppe mit dem Markt verbunden wurde. Die Ausführung des Baues lag in den Händen des späteren Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner. Das Rathaus ist ein zweigeschossiger Sichtziegelbau mit einem umlaufendem Zinnenkranz. Der Mittelturm ist mit einem Balkon, Uhr und Wappenschild ausgestattet. Die Ecken der Seitenflügel sind etwas vorgezogen, leicht erhöht und ebenfalls mit einem Zinnenkranz bekrönt. Durch diese Elemente der mittelalterlichen Burgenarchitektur erhält der Bau ein wehrhaftes Äußeres und nimmt somit Bezug auf die heldenhafte Verteidigung der Stadt. 1864 wurde am Zugang zum Ehrenhof ein Standbild Friedrich Wilhelm III. (von Friedrich Drake) aufgestellt und 1912 wurde das Rathaus im Inneren vollständig umgebaut. Im 2. Weltkrieg wurde das Rathaus nur gering beschädigt und nach dem Krieg wiederhergestellt. Im Wappenschild wurde der preußische Adler entfernt und durch den polnischen Adler ersetzt. Auch das Denkmal Friedrich Wilhelms wurde beseitigt.

(Quelle: Andreas Bernhard; Gert Streit: Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band2)