Historische Ansichtskarten
Wegen Baufälligkeit der Kirche in Bischmisheim, die 1813 baupolizeilich geschlossen werden musste, wurde eine neue Kirche geplant. Baumeister Johann Adam Knipper reichte einen Entwurf bei der Oberbaudeputation in Berlin ein, den Schinkel verwarf. Stattdessen entwarf er einen achteckigen, zweigeschossigen Zentralbau mit paarweise angeordneten Rundbogenfenstern, Zeltdach und Dachreiter. Im Inneren befindet sich eine umlaufende Empore, die auf acht Säulen ruht. Über der Empore werden die Säulen weitergeführt, die so die Last der Decke tragen. Die Säulen sind glatt (nicht kanneliert) und werden durch korinthische Kapitelle geschmückt. Gegenüber dem Eingang sind Altar, Kanzel und Orgel untergebracht. Der endgültige Kostenvoranschlag betrug 8021 Taler. Da die Gemeinde den Bau nach dem Knipperschen Entwurf schon begonnen hatte, der einen rechteckigen Saalbau vorsah, lehnte sie den Entwurf Schinkels anfänglich ab. Landrat Dern, den den Entwurf Schinkels unterstützte, führte mit der Gemeinde schwierige Verhandlungen. Nachdem die Vorbehalte der Gemeinde ausgeräumt waren und Baumeister Knipper (der auch Bauunternehmer war) den Bauauftrag erhielt, wurde die neue Kirche innerhalb eines Jahres errichtet. Entgegen den Planungen wurde die Kirche in heimischem Buntsandstein ausgeführt, was Schinkel sehr begrüßte. Am 3. August 1824, dem Geburtstag des Königs (der auch 1200 Taler spendete), wurde die Kirche geweiht. Wegen mangelhafter Ausführung des Daches trat immer wieder Nässe in das Gebäude ein. Bereits ein halbes Jahr nach der Einweihung mussten Schäden am Dach ausgebessert werden. Nachdem 1920 die Baupläne für die Bischmisheimer Kirche in Berlin wieder aufgefunden wurden, kam der Wunsch auf, die Kirche nach diesen Originalen zu restaurieren. Als 1927 ein einfaches Läutewerk erneuert werden sollte, wurde man auf den schlechten Zustand von Dach, Turm u.s.w. aufmerksam. Es erfolgten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, bei denen sich herausstellte das Knipper das Dach nicht nach Schinkels extra angefertigter Zusatzzeichnung ausführte und auch an anderen Stellen sehr mit dem Baumaterial sparte. Nun wurde das Dach aufwändig saniert, eine Betondecke eingezogen und der Dachreiter erhielt ein Stahlgerüst. Erstmals wurde sich auch in den Einzelheiten streng am Schinkelschen Plan orientiert. 1979-83 fanden Reparaturen am Dach, an der Außenfassade und an der Drainage statt und 1987/88 umfangreiche Renovierungsarbeiten im Innenraum. Man entschloss sich für eine Farbgebung im Sinne Schinkels. Dazu wurde der Berliner Kunstmaler Manfred Bleßmann verpflichtet, der schon die Berliner Nazarethkirche nach den Originalplänen Schinkels ausgestaltete. Er erarbeitete einen Entwurf, der sich an der Ausmalung der Nazarethkirche orientierte. Als Grundton wurde ein warmes Gelb gewählt, für die Emporenbrüstungen ein heller Grauton. Die Decke erhielt ein rotes Palmettenfries, die Säulen einen Anstrich, der sie kanneliert erscheinen lässt und die Kapitelle einen rostbraunen Farbton. Die Orgel, dessen Prospekt auch auf einen Entwurf Schinkels zurückgeht, musste 1888 nach mehreren Reparaturen durch eine neue ersetzt werden. Inzwischen ist schon die vierte Orgel (1967/Fa. Eule/Bautzen) in dieser Kirche im Einsatz.. Der Originalprospekt existiert leider nicht mehr. Heute ist diese Kirche wohl eines der bekanntesten Bauten Schinkels in den ehemaligen preußischen Rheinprovinzen und absolut sehenswert.
(Quellen: Andreas Bernhard; Gert Streit; Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band2;
Ute Kegel; Schinkels Idealbau einer evangelischen Dorfkirche-Das Oktogon von Bischmisheim)