Historische Ansichtskarten

Im Siebenjährigen Krieg wurde Zittau durch Beschuss der österreichischen Artillerie zu großen Teilen zerstört. Nach der verlorenen Schlacht der Preussen am 18. Juni bei Kolin (Böhmen), mussten sie den Rückzug antreten und zogen sich nach Zittau zurück um die hier lagernden Lebensmittelvorräte in ihre Gewalt zu bringen. Um nicht in Bedrängniss durch die heranrückende österreichische Armee zu geraten, zogen die preussischen Truppen ab. Zum Schutz der Stadt wurden nur fünf Bataillone unter der Führung von Oberst Diericke zurückgelassen. Nachdem dieser zwei Ultimaten zur Übergabe der Stadt verstreichen ließ, setzte die österreichische Armee unter dem Kommando von Feldmarschall Graf Leopold von Daun, die Stadt unter Artilleriebeschuss. Die einst reiche Handelsstadt wurde fast vollständig zerstört. 500 Menschen verloren ihr Leben, Tausende ihr Hab und Gut.
Die Katastrophe löste in Deutschland und vielen Teilen Europas Bestürzung aus. Eine große Solidaritätsaktion wurde ausgelöst, an der sich selbst die österreichische Kaiserin Maria Theresia mit 50 000 Talern beteiligte.
Obwohl die Stadt mit ihren Bürgerhäusern schnell wieder aufgebaut werden konnte, musste auf die Fertigstellung öffentlicher Bauten, wie das Rathaus und die Johanniskirche, Jahrzehntelang gewartet werden. Erst nach dem Wiener Kongress, als das Königreich Sachsen weite Teile der Lausitz an Preussen abgeben musste, kam der Wiederaufbau von Rathaus und Johanniskirche in Gang.
1833 beschloss der Stadtrat den Neubau des Rathauses. Um entsprechende Pläne zu erhalten, wurde Kontakt mit K.F.Schinkel aufgenommen. Vorgabe zur Erstellung der Pläne war, das die alten Kellergewölbe in den Bau mit einbezogen werden und der Markt mit dem Rathausplatz mit einer Durchfahrt verbunden sein müsse. Noch im selben Jahr lieferte Schinkel die Entwürfe. Auf dem Blatt sind drei Grundrisse, ein Aufriss, eine Aufsicht auf das Dach und die Fassade zu sehen. In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein kleiner Hof, der durch die beiden Durchfahrten mit dem Markt und dem Rathausplatz verbunden ist. Über den Durchfahrten gliedern Drillingsfenster die architektonische Mitte der Fassade. Die Fenster besitzen Rundbögen und den oberen Abschluss der Quaderputzfassade bildet ein Zinnenkranz. Der vom Vorgängerbau stammende Rathausturm sollte direkt an den Neubau angrenzen.
Obwohl sich der Zittauer Magistrat am 12. November 1833 für die Pläne entschied und sie im Anschluss nochmal durch den Schinkelschüler Carl August Schramm überprüfen ließ, wurde der Entwurf vom Bürgerausschuß am 24. Januar 1835 mehrheitlich abgelehnt. Das Bauvorhaben wurde erstmal zurückgestellt und das Hauptaugenmerk auf den Wiedaufbau der Johanniskirche gerichtet.
1839 wurden die Planungen wieder aufgenommen. Doch die Schinkelschen Pläne wurden endgültig abgelehnt.
Schramm, inzwischen Stadtbaudirektor, fertigte im Auftrag des Magistrats neue Pläne an. Diesem legte er den Entwurf Schinkels zugrunde und beseitigte die vom Magistrat angegebenen Mängel. So wurde der Grundriss erweitert und der kleine Innenhof vergrößert. Der mittelalterliche Turm wurde in den Neubau integriert und die Tordurchfahrten wurden durch einen etwas vorspringenden Mittelrisalit betont. Im Inneren wurden die bemängelten Deckenhöhen reduziert. Nach fünf Jahren Bauzeit konnte das Rathaus 1845 eingeweiht werden.

(Quelle: Internationales Karl Friedrich Schinkel-Symposium, Zittau/Sachsen im Oktober 1995; Vortragsband
Beitrag von Frau Prof. Dr.-Ing. Martina Abri-Schinkels Entwurf für das Zittauer Rathaus im Vergleich zum Rathausentwurf für Erfurt)