Historische Ansichtskarten
Edersleben gehörte bis zum Jahre 1815 dem Kurfürstentum Sachsen an, gelangte aber nach dem Wiener Kongress zum Regierungsbezirk Merseburg und somit zur preußischen Provinz Sachsen. Bis 1827 hat sich die Gemeinde stark vergrößert und auch das alte Gotteshaus befand sich in einem schlechten Zustand. Auf Initiative der Merseburger Regierung wurde der Neubau einer größeren Kirche beschlossen, dessen Pläne am 13. Dezember 1827 bei der Berliner Oberbaudeputation (OBD) eingereicht wurden. Diese Pläne wurden am 15. Januar 1828 von Schinkel abgelehnt. Er bemängelte u.a., das die Kirche statt eines Turmes nur einen kleinen Dachreiter erhalten sollte. Der ausführlichen Stellungnahme fügte er einen neuen Entwurf bei, der auf zwei Zeichnungen Vorder- und Seitenansicht, Grundriß und Querschnitt darstellt. Um Kosten für den zusätzlich zu errichtenden Turm einzusparen, machte Schinkel mehrere Vorschläge, die bei der Errichtung des Neubaues auch befolgt wurden. Für den 1. Entwurf wurden 6148 Taler veranschlagt. Für den Schinkelschen Entwurf wurden Kosten in Höhe von 6653 Taler ermittelt. Unter Aufsicht des Bauinspektors Georg Franke wurde der Bau 1829-31 ausgeführt.
Die Kirche ist ein Rechteckbau mit Putzquaderung unter einem Satteldach. Die Längstseiten sind durch drei Rechteckfenster gegliedert. Die halbrunde Apsis befindet sich im Westen. An der östlichen Schmalseite steht der dreigeschossige Turm auf quadratischem Grundriss.
Das Innere ist ein flachgedeckter Emporensaal. Die U-förmige Empore wird von vier schlanken dorischen Säulen und wandseitig von Pfeilern getragen. In dem einige Stufen erhöhten Chor steht ein Kanzelaltar.
Die Kirche macht heute einen verwahrlosten Eindruck und ist dringend Sanierungsbedürftig. Die Putzquaderung ist an vielen Stellen nicht mehr vorhanden. Zuletzt wurde der Turm 1988 instand gesetzt.
(Quelle: Hans Junecke, Martina Abri, Dieter Dolgner, Eva Bösch-Supan und Torsten Kahlbaum:
Karl Friedrich Schinkel, Die preußische Provinz Sachsen)